Was wir das ganze Jahr so machen
Musikalisch starten wir gleich mit einem unserer Höhepunkte ins neue Jahr. Traditionell nutzen wir den Vorabend vor Heilig Drei König für unser Jahreskonzert in der Mehrzweckhalle. Selbst wetterbedingte Schneestürme können uns davon nicht abhalten, auch wenn sich dadurch das Auf- und Abbauen oder nachts der Heimweg manchmal etwas schwieriger gestalten.
Mit der Jahreshauptversammlung und dem Jahresabschlussessen, das als Ersatz für eine Weihnachtsfeier dient (da zu dieser Zeit ja fleißig auf das Konzert geprobt wird), schließen wir Ende Januar unser musikalisches Jahr ab. Die danach dringendst nötige und wohl verdiente Probenpause währt allerdings nicht lange, da schon der Fasching vor der Tür steht. Eingeleitet wird dieser mit dem Musiker- und Sportlerball am Faschingssamstag. Um das Dorf auf den Gaudiumzug am Faschingsdienstag einzustimmen, veranstalten wir in unserem Probelokal einen Frühschoppen, um dann anschließend beim Umzug selbst mitzumarschieren. Die Themenfindung dafür gestaltet sich meistens etwas schwierig, doch nach 36 Teilnahmen hat man vermutlich irgendwann alle durch. Im April begleiten wir die Kommunionkinder auf ihrem Weg vom Pfarrhof zur Kirche - natürlich nur, solange das Wetter auch mitspielt. Da sich in einem Jahr so Einiges in den Dorfhaushalten ansammeln kann, führen wir rechtzeitig zum Frühjahresputz jährlich eine Schrottsammlung durch. Nicht ganz uneigennützig, denn etwas zusätzliches Geld in der Kasse schadet nie. Die parallel stattfindende eigene Probelokalputzaktion dagegen dient hauptsächlich dem Wohl der Kapelle, denn bei den vielen Proben und der ein oder anderen überschäumenden Halben Bier ist diese meistens bitter nötig. Um uns auf einen weiteren musikalischen Höhepunkt vorzubereiten, veranstalten wir auch ein Kirchenkonzert.
Die besonderen akustischen Bedingungen in der Kirche helfen uns bei den Vorbereitungen für das kommende Wertungsspiel. Doch auch das restliche Dorfleben darf nicht vernachlässigt werden. Ob das Spielen beim Maibaumaufstellen in der Freinacht, nach Maiandachten oder an unserem Dorffest am Vatertag zum Frühschoppen, dies sind alles nicht mehr wegzudenkende Termine im Musikeralltag. Nicht ganz alltäglich, dafür aber vermutlich eines der schönsten Feste im Jahr einer Musikkapelle, ist das Bezirksmusikfest. Im Juni/Juli können wir die Resultate unserer wochenlang harten Probenarbeit endlich zeigen und die Belohnung dafür gibt es nach dem Festumzug bei der Verkündung der Wertungsspielergebnisse. Da wir direkt an der Bezirksgrenze liegen, verlassen wir immer wieder unseren Bezirk 4 und nehmen auch an Musikfesten in der näheren Umgebung teil. Eine Pause gibt es danach nicht wirklich, denn auch wenn keine Proben stattfinden, sind die Wochenenden im Sommer trotzdem voller musikalischer Veranstaltungen. Tänzelfestumzug in Kaufbeuren, Dorffeste der Nachbarorte, Pfarrfest, Sommerfest des Sportvereins, Auftritte auf dem Wochenmarkt… die Liste scheint schier endlos zu sein. Damit auch noch ein wenig Abwechslung hineinkommt, spielen wir auf dem ein oder anderem Berggipfel oder besuchen befreundete Partnerkapellen. Alle zwei Jahre ziehen wir am „Tag der Blasmusik“ musizierend durch die Straßen unseres Dorfes. Ob wir dafür mit Geld oder in flüssiger Form entlohnt werden, ist uns Musikern dabei herzlich egal, aber am liebsten ist natürlich beides gesehen. Zu jedem Dorf gehören auch seine Weiler, da diese jedoch etwas weiter verstreut liegen, klappert ein Teil der Kapelle sie mit geschmücktem Wagen und Traktor ab.
Doch auch der Sommer ist irgendwann vorbei und wir Musikanten können kurz verschnaufen. Allerdings ist nach dem Musikfest auch vor dem Jahreskonzert und schon bald geht der Probealltag wieder los. Zusätzlich spielen wir im November an Allerheiligen auf dem Friedhof und am Veteranenjahrtag marschieren wir zunächst den Kirchzug und umrahmen anschließend musikalisch die Messe. Das ganze Jahr über begleiten wir unsere verstorbenen Dorfbewohner auf ihrem letzten Weg und gestalten die Zeremonie auf dem Friedhof mit. Für die meisten Musikanten ist die Adventszeit wohl nicht gerade besinnlich, findet in dieser doch der Schlussspurt vor dem Jahreskonzert statt. Probenwochenenden mit Register- und Gesamtproben stehen dabei an der Tagesordnung. Trotzdem bleibt dabei Zeit auf dem Wochenmarkt und am Nikolaustag die Menschen mit weihnachtlichen Liedern zu erfreuen. Wem es bis dahin noch nicht gelungen ist, sich auf Weihnachten einzustimmen, der kommt spätestens an Heiligabend nach der Christmette ganz an. Eine kleine Bläsergruppe lädt mit einigen Stücken zum besinnlichen Innehalten ein. Ein kurzer Moment Friede und Ruhe, bevor die finalen Proben anstehen und wieder höchste Konzentration gefordert wird.
Annika Trunzer
Chronistin